Lieber Bjarne,
ich habe heute von Herrn Winkelmann von deinem tödlichen Unfall erfahren und kann es irgendwie noch gar nicht richtig fassen. Eben hast du noch bei mir im Unterricht gesessen, eben hat man noch über die Zukunft gesprochen, und dann, von einem Tag auf den anderen, gibt es diese Zukunft nicht mehr. Ein junger Mensch voller Ideen, Hoffnungen und Pläne ist nicht mehr da. Wie kann das sein?
Ich weiß noch, als ich zu Beginn des Schuljahres eure Klasse in Deutsch übernommen habe - da ich deinen und Jarnes Namen immer verwechselt habe, habe ich mir versucht zu merken "Bjarne mit B wie Brille". Ich habe dich als einen sehr höflichen und freundlichen, lustigen, manchmal etwas verspielten jungen Mann kennengelernt, der gern mal Blödsinn mit seinen Nachbarn machen konnte, der aber auch sehr fokussiert sein konnte, wenn es drauf ankam. Die letzten Wochen hast du dich irrsinnig angestrengt, um noch auf die bessere Note in Deutsch zu kommen, und ich hatte mich richtig darauf gefreut, dir morgen zu sagen, dass es geklappt und dein Einsatz sich gelohnt hat. Und nun bist du nicht mehr da und etwas wie Noten so bedeutungslos wie nur irgendetwas.
Das ist schwer zu begreifen.
Liebe Familie Kassebaum, es gibt einfach keine Worte, die man zu so etwas sagen kann. Ein kleiner Moment, eine winzige Unachtsamkeit, und das Leben, das man kannte, gibt es nicht mehr. Ich habe selbst zwei erwachsene Kinder und kann mir gar nicht vorstellen, was ich tun würde, wenn sie nicht mehr da wären. Bjarne wird immer zu Ihrem Leben gehören und ich wünsche Ihnen, dass sie irgendwann einen Weg finden werden, mit diesem schrecklichen Verlust weiterleben zu können, und dass Sie dabei Unterstützung jeglicher Art bekommen.
Ich bin fassungslos und traurig.
Tatjana Wege, Lehrerin an der BBS 1 Gifhorn
